
«Osservatorio SICIT», 6/2022
6 Febbraio 2023
Novità: «Osservatorio SICIT», 6/2022
6 Febbraio 2023
Herausgeber: Luca Crescenzi
Koordinierung: Angelo Bolaffi, Aldo Venturelli
Umsetzung: Michela Cilenti, Elisa D’Annibale
Übersetzungen: Sabine Schild-Vitale
Redaktion: Ilaria Baldini, Luisa Giannandrea
Inhalt
- Leitartikel. Beobachter zum deutsch-italienischen Informations- und Kommunikationsstand, S. 7-9
- Russisch-ukrainischer Konflikt (deutsche Presse), S. 9
- Deutsche Innenpolitik. Scholz, der Krieg, die Wiederaufrüstung und die Energiekriese (italienische Presse), S. 13
- Italienische Innenpolitik. Meloni, die EU, Einwanderung und der Partito Democratico (deutsche Presse), S. 21
- Allgemeine Beobachtungen. Wirtschaft (italienische Presse), S. 27
- Allgemeine Beobachtungen. Wirtschaft und Kultur (deutsche Presse), S. 37
LEITARTIKEL
BEOBACHTER ZUM DEUTSCH-ITALIENISCHEN INFORMATIONS- UND KOMMUNIKATIONSSTAND
Nach einigen Wochen, die sich durch eine Polemik auszeichneten, welche durch das von der Regierung Scholz beschlossene Hilfsprogramm für Familien und Unternehmen in Höhe von 200 Milliarden ausgelöst wurde, beginnt in den italienischen Zeitungen die Erkenntnis zu kursieren, dass die Gaspreise auf dem Markt drastisch gesunken sind (-35%), und zwar aufgrund eines Winters, der bisher milder als üblich ausfällt, aber auch dank der Schnelligkeit, mit der Deutschland zwei Regasifizierungsanlagen installiert hat, dank derer es seine Abhängigkeit von russischen Lieferungen drastisch reduzieren konnte. Die Polemik, die in einem Land mit eher verhaltenen kontinentalen Gefühlen wie Italien von einem unerwarteten pro-europäischen Pathos geprägt war, erwies sich, gelinde gesagt, als unbedacht: Man hatte sicher nicht berücksichtigt, dass die Sicherung der Energieversorgung und der Ausgaben in einem Land, das als größte Volkswirtschaft Europas mehr als jede andere zur Bestimmung des Gaspreises beiträgt, dessen Marktpreis nach unten drücken würde, wie Fausta Chiesa zu treffend im «Corriere della Sera» vom 18. Januar anmerkte. Wie aus der folgenden Bestandsaufnahme hervorgeht, hat das aufkommende Bewusstsein jedoch quantitativ gesehen nicht einmal einen Bruchteil der Artikel hervorgebracht, die sich zuvor mit der Stigmatisierung des deutschen Solipsismus in der Energiepolitik beschäftigt hatten. Man kann beobachten, dass Deutschland für italienische Zeitungen interessanter wird, wenn es die Flanke für einen kritischen Seitenhieb, sei dieser nun gerechtfertigt oder auch nicht, darbietet.
Gleichzeitig ist Italien wieder zu einer quantité négligeable für Informationen in Deutschland geworden. Nach dem Ende der Regierung Draghi und der Bildung der von Giorgia Meloni geleiteten Exekutive – was in der deutschen Presse ein kurzes Aufflackern besorgniserregender Artikel über die Risiken einer ‘rechtsextremen’ Regierung auslöste, die sich hingegen als ‘nach Kontinuität strebend’ und vorsichtig im Vergleich zur Wirtschafts- und Europapolitik ihres Vorgängers herausstellte – schien das Interesse erheblich nachzulassen. Nachdem die Beunruhigung über die politische Wende abgeklungen und ein Teil der in der Ära Draghi gewonnenen internationalen Beachtung weggefallen ist, scheint Italien bei den Beobachtern im deutschen Raum erneut auf mäßiges Interesse zu stoßen. Wenn eine etablierte Sichtweise der Risiken, die mit der politischen Entwicklung eines Landes verbunden sind, keine durchschlagende Widerlegung oder beunruhigende Bestätigung findet, schwinden die Motive für das Interesse rapide. Es muss allerdings festgehalten werden, dass die italienische Presse nach der Explosion des Qatar-Gate, an der einige italienische Politiker und die griechische Vizepräsidentin des Europäischen Parlaments beteiligt waren, ein bemerkenswertes Werk der Selbstgeißelung vollbracht hat.
Es wird interessant sein, in den kommenden Monaten zu beobachten, wie sich die Situation im Zusammenhang mit diesem und anderen Ereignissen entwickeln wird. Die Festnahme von Matteo Messina Denaro beispielsweise scheint die Gemüter der internationalen Beobachter nicht zu erhitzen. Bei ihnen scheint immer noch die Vorstellung vorzuherrschen, dass das organisierte Verbrechen eine ‘innere Angelegenheit’ Italiens sei, die man mit gebührendem Abstand beobachten sollte.
Luca Crescenzi
Ultimo aggiornamento 16 Giugno 2023 a cura di Ilaria Baldini